KREDIT und KAPITAL - Heft 2/2006


Inhalt


Policy Issuesn

Schnabel, Isabel und Hakenes, Hendrik
Braucht Deutschland eine "starke private deutsche Bank?


Abhandlungen

Füss, Roland und Andrea Alexandra Nowak
Venture Capital Cycles: Empirical Evidence from the USA

Adam-Müller, Axel F. A. und Pong Wong, Kit
Restricted Export Flexibility and Risk Management with Options and Forward Contracts

Reichardt, Rolf
Kapitalmarktorientierte Risikosteuerung in Banken: Marktwertsteuerung statt Marktzinsmethode


Bericht

Viebig, Jan und Poddig, Thorsten
Hedgefonds-Strategien und Asset-based Style-Faktoren


Buchbesprechungen

Lucius, Otto (Hrsg.)
Die Zukunft der Bankbetriebslehre. Festschrift für Hans Krasensky zum 100. Geburtstag (Jan Körnert)


Zusammenfassungen

Schnabel, Isabel und Hakenes, Hendrik
„Braucht Deutschland eine "starke private deutsche Bank?"

Spitzenpolitiker deutscher Volksparteien propagieren öffentlich die Förderung nationaler Champions im Bankwesen. Auch andere Institutionen fordern eine Konsolidierung des Bankwesens und verweisen dabei auf die schwache Rentabilität und die geringe Konzentration deutscher Banken. Wir argumentieren, dass die Bildung nationaler Champions keine sinnvolle Antwort auf die Probleme im deutschen Bankwesen darstellt, da dem zu erwartenden volkswirtschaftlichen Nutzen beträchtliche Kosten gegenüberstehen. Insbesondere könnte die Entstehung nationaler Champions die systematische Stabilität beeinträchtigen, wenn erwartet wird, dass diese Champions impliziten staatlichen Garantien unterliegen. Eine politische Einmischung in den Konsolidierungsprozess im Bankwesen verschärft diese Effekte und verzerrt zudem die unternehmerischen Entscheidungen der Banken. Sie ist daher strikt abzulehnen. (JEL G21, G28)

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Füss, Roland und Andrea Alexandra Nowak
“Venture Capital Investitionen: Eine empirische Untersuchung der zyklischen Entwicklungen am US-amerikanischen Markt für Risikokapital”

Unternehmensneugründungen und Innovationen leisten einen wesentlichen Beitrag zum technischen Fortschritt und damit zu einem erhöhten wirtschaftlichen Wachstum einer Volkswirtschaft. Venture-Capital-Gesellschaften spielen in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle, indem sie in privat gehaltene Unternehmen investieren und so langfristig haftendes Eigenkapital zur Verfügung stellen. Der Prozess der Venture-Capital-Finanzierung läuft dabei in sich wiederkehrenden Phasen ab, welcher die Kapital- und Beteiligungsakquisition, die Beteiligungsauswahl und –verhandlung sowie die Investitions- und Desinvestitionsphase umfasst. Der VC-Prozess als Zyklus an sich fordert profitable Exitmöglichkeiten für den VC-Geber, d.h. einen ausgereiften VC-Markt.

Im Vordergrund des Beitrags stehen die empirische Identifikation sowie die Bestimmung der Länge signifikanter zyklischer Verläufe in US-amerikanischen Venture-Capital-Investitionen. Sowohl bei der Schätzung eines ARIMA-Modells im Zeitbereich als auch bei der Anwendung der Spektralanalyse im Frequenzbereich konnten kurzfristige Schwankungen zwischen zwei und drei Quartalen festgestellt werden, die mit der von Gehrig und Stenbacka (2004) identifizierten Zyklenlänge für die Screening-Phase übereinstimmen. Der zweite, mithilfe der Spektralanalyse gewonnene Zyklus, dauert 7,69 Quartale an. Dieses Ergebnis entspricht den theoretischen Erkenntnissen über die Dauer eines vollständigen Investitionsprozesses. Damit konnte nachgewiesen werden, dass es sich beim Venture-Capital-Markt der USA um einen vollständig ausgereiften Markt mit zyklischen Eigenschaften handelt. Anhand dieser Resultate ist zu erwarten, dass im Anschluss an die aktuelle Konsolidierungsphase ein Aufwärtstrend folgen wird. Im Rahmen einer disaggregierten Betrachtung der Venture-Capital-Investitionen für einzelne Branchen konnten die Ergebnisse nur teilweise bestätigt werden.

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Adam-Müller, Axel F. A. und Pong Wong, Kit
“Eingeschränkte Exportflexibilität und Risikomanagement mit Devisenoptionen und Devisenterminkontrakten“

Dieser Beitrag untersucht das Zusammenspiel von realwirtschaftlichen und finanzwirtschaftlichen Maßnahmen zur Risikosteuerung. Dies geschieht am Beispiel eines risikoscheuen Unternehmens, das sein Produkt unter Wechselkursrisiko exportieren oder auf dem heimischen Markt verkaufen kann. Das Unternehmen ist flexibel in dem Sinne, dass die Entscheidung über einen Export erst dann getroffen zu werden braucht, wenn der relevante Devisenkassakurs benannt ist. Allerdings ist die Flexibilität dadurch eingeschränkt, dass aufgrund längerfristiger Bindungen sowohl im Ausland als auch im Inland bestimmte Mindestmengen verkauft werden müssen. Die optimale Exportpolitik erzeugt eine stückweise lineare Abhängigkeit des Unternehmensergebnisses vom Wechselkurs. Kann das Unternehmen maßgeschneiderte Wechselkursderivate handeln, so kann die optimale Position des Unternehmens in diesen exotischen Derivaten durch den Verkauf von Devisenterminkontrakten und Devisenkaufoptionen dupliziert werden. Kann das Unternehmen dagegen nur Devisenterminkontrakte handeln, so ist die optimale Produktionsmenge kleiner. Daher steigt die Produktionsmenge, wenn Devisenoptionen verfügbar werden. In einer Erweiterung werden allgemeine Formen der Abhängigkeit des Unternehmensergebnisses vom Wechselkurs untersucht.

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Reichardt, Rolf
„Kapitalmarktorientierte Risikosteuerung in Banken: Marktwertsteuerung statt Marktzinsmethode“

In diesem Beitrag wird das Konzept der Marktzinsmethode als Grundlage der dualen Risikosteuerung von Kredit. und Marktpreisrisiken infrage gestellt. Die Kreditrisiken einer Bank implizieren bonitätsinduzierte Marktpreisrisiken und bankspezifische Refinanzierungskosten. Während die bonitätsinduzierten Marktpreisrisiken in der dualen Risikosteuerung keine Berücksichtigung finden, werden die bankspezifischen Refinanzierungskosten zwar erkannt, aber bankintern nicht verursachungsgerecht zugeordnet.

Das Grundmodell der Marktzinsmethode bietet keine Lösungsansätze zur Behebung dieser Probleme. Demgegenüber lassen sich die Fehlsteuerungsimpulse von vornherein durch eine konsequente Marktbewertung (Mark to Market) aller Finanzinstrumente vermeiden. Als Ausblick werden erste Überlegungen zur Implementierung einer umfassenden Marktwertsteuerung in Banken entwickelt und exemplarisch wird ein hierfür geeignetes Bewertungsmodell vorgestellt. (JEL G21)

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Bericht

Viebig, Jan und Poddig, Thorsten
„Hedgefonds-Strategien und Asset-based Style-Faktoren“

Die Renditen von Hedgefonds können nur unzulänglich anhand von traditionellen Faktormodellen erklärt werden, da Hedgefonds dynamische Handelsstrategien verfolgen und ihre Renditen nur gering mit den Renditen traditioneller Asset-Klassen korreliert sind. Hedgefonds erzielen jedoch keinesfalls hohe absolute Renditen, ohne dabei systematische Risiken einzugehen. Tatsächlich besitzen sie ausgeprägte, systematische Risiken, bei denen es sich jedoch um strategiespezifische Risiken handelt. Daher ist eine genaue (qualitative) Analyse der von Hedgefonds verfolgten Strategien notwendig, um die Art der systematischen Risiken zu identifizieren. Für eine darauf basierende, anschließende quantitative Analyse können Asset-based-Style-(ABS-)Faktormodelle eingesetzt werden. Diese Modelle besitzen jedoch einige Besonderheiten, wie Art und Konstruktion der Faktoren oder die Berücksichtigung von Nichtlinearitäten. Der Nutzen derartiger ABS-Faktormodelle ist groß, denn anhand von ABS-Faktoren können die systematischen Risiken einzelner Hedgefonds- Strategien erklärt und strategiespezifische Hedgefonds- Benchmarks modelliert werde. Dieser Beitrag zeigt im Rahmen einer qualitativen Analyse zunächst die Art der systematischen Risiken von Hedgefonds auf. Danach werden ABS-Faktormodelle als möglicher Ansatz einer quantitativen Analyse der Rendite- und Risikostruktur von Hedgefonds kritisch diskutiert. Hier zeigt sich, dass eine umfassende und befriedigende Erklärung der Rendite- und Risikostruktur von Hedgefonds noch am Anfang steht, jedoch bereits vielfältige Einsichten gewonnen werden konnten. Der Beitrag zeigt auch mögliche Ansatzpunkte für zukünftige Forschungen auf. (JEL G23)

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